Trauer um Siegfried Schütt

Ein Nachruf von Holger Uske

Siegfried Schütt. Foto: H. Uske

Der Thüringer Schriftstellerverband trauert um sein Mitglied Siegfried Schütt. Er verstarb am 21. September in Suhl.

Siegfried Schütt stammte aus der Lausitz. 1937 in Lübbenau geboren und dort aufgewachsen, hörte man ihm den im fränkischen Thüringen fremden Tonfall an. Die Unermüdlichkeit seines Strebens spiegelt sich auch in seinem Lebenslauf. Darin finden sich Tätigkeiten als Schiffsjunge an Bord eines Hochseetrawlers (1952), Arbeit als Dekorateur und schließlich als Baggerfahrer – der er dann 1960/61 für ein Jahr auch in Herford in NRW war. Nach seiner Rückkehr in die DDR wirkte er als Betonfacharbeiter in Calau, war aber auch schon als „Volkskorrespondent“ tätig, wie damals das nebenberufliche Schreiben für Zeitungen genannt wurde. 1967 zog er nach Thüringen und arbeitete bis 1990 als Korrektor bei der SED-Bezirkszeitung „Freies Wort“ in Suhl, ab 1990 -1993 dann bei der unabhängig gewordenen Zeitung als Endredakteur. Das Schreiben begleitete ihn in dieser ganzen Zeit. Man mag sich vorstellen, wie er oft spätabends und nachts in der Druckerei saß – und tagsüber Literatur schuf. 1972 bis 1975 studierte er im Fernstudium am Literaturinstitut Leipzig. Ab 1980 beteiligte er sich als Kandidat des Schriftstellerverbandes des Bezirkes Suhl aktiv am literarischen Leben der Region, 1990 wurde er dann Mitglied des neu gegründeten Thüringer Schriftstellerverbandes.

Neben diesem Wirken in der und für die Region werden seine Bücher in Erinnerung bleiben. Die Palette seiner Werke reicht vom Aufarbeiten historischer Themen wie der Geschichte des Elektrogerätewerkes Suhl (1986), der „Simson-Legende“ (2006) oder der Aufsehen erregenden Dokumentation zu Theodor Oberländer (1995), dem einstigen bundesdeutschen Vertriebenenminister, seinen literarischen Erstling „Traubensommer“ 1981 beim Militärverlag, „Befreit, verfolgt und totgeschwiegen“ über Geschehnisse in der Lausitz (2004) bis hin zu seinem liebsten Buch „Liebe, Liebe, lass mich los. Goethe und die Frauen“ 2001 und dem gemeinsam mit seiner Frau im quartus verlag Bucha 2009 publizierten Band „Das große Fressen. Grimmige Fabeln und fabelhafte Märchen“, einem wunderbaren Band, dessen Texte althergebrachte Formen mit zeitgenössischen Inhalten äußerst kunstvoll verbinden.

Die Thüringer Literatur verliert mit Siegfried Schütt eine wichtige Stimme, die sich sprachlich gekonnt besonderen Details hiesigen Lebens, hiesiger Kunst und Geschichte zuwandte. Dieser Tonfall wird im Chor der literarischen Stimmen des Landes fehlen.