Rudi W. Berger ist tot

Nachruf von Matthias Biskupek auf einen Unermüdlichen

 

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Rudi W. Berger, 1924-2019. (Foto: Antje Babendererde)

Als es noch den Schriftstellerverband der DDR im Bezirk Gera gab, muss ich ihm schon einmal begegnet sein. Rudi W. Berger, der gelernte Tischler, spätere Journalist, war in den 1960ern Absolvent des Leipziger Literaturinstituts, veröffentlichte 1974 ein Bühnenstück. Er arbeitete auch als „Instrukteur“, wie einer dieser parteilichen Berufe hieß. Als wir uns vor knapp zwanzig Jahren im Thüringer Schriftstellerverband wiedertrafen, freute er sich, einen dieser „Alten von damals“ wiederzutreffen – obwohl ich schon immer fast dreißig Jahre jünger als er war.

Rudi, 1924 in Löhma bei Schleiz geboren, war ein Vogtländer; in Langenwetzendorf lebte er in den vergangenen Jahrzehnten, machte in seinem Garten Sport, Klimmzüge waren ihm wichtig, und schrieb am Computer Text um Text, mailte diese in die Welt. Manches wurde zum Buch in kleinen Verlagen. Als „ältester Slammer Deutschlands“ hatte er keine Furcht, neben für ihn blutjungen Menschen sich auf diese Wortakrobatik, gelegentlich brüllend, einzulassen.
Rudi verstand sich als Kommunist, beschimpfte leidenschaftlich allerlei Kollegen von Reiner Kunze bis Reinhard Jirgl dafür, dass sie sich dem Kapitalismus und volksfernen Literaturformen andienten. Wenn ihm von Jens-Fietje Dwars im PALMBAUM oder auch bei öffentlichen Lesungen ein Forum geboten wurde, nutzte er es weidlich. Er wollte immer „bis zum Äußersten mittun, um vor den anderen, vor allem aber vor sich selbst, bestehen zu können.“

In seinen Erzählungsband „Auf Leben und Tod“ schrieb er mir am 12. September 2009, während einer unserer Manuskriptwanderungen, dies hinein:
„Lieber Matthias, Dir zur Einnerung an Wurzbach – Rudi W. Berger.“
Am 17. Mai 2019 verstarb Rudi W. Berger.
Lieber Rudi, ich erinnere mich an Wurzbach, Deine struppigen Augenbrauen und Reden, Deinen Glauben, für die richtige Sache gekämpft zu haben und Deine Wut auf diejenigen, die Du Kriegstreiber nanntest.